Landestreffen 2012 - Freitag

Schwarzwälder Post v. 16.07.2012

"Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft"

Bürgerwehr-Aufmarsch und Ehrungen bildeten emotionalen Auftakt zu 150-Jahr-Feier und Landestreffen

Von Inka Kleinke-Bialy

Zell a.H. Auch wenn das 1000-Mann-Zelt in der Oberstadt am Samstag und Sonntag zum Bersten gefüllt war: Am vorhergehenden Freitag Abend gab es nicht wenige freie Plätze. Genau dies jedoch tat der Eröffnungsveranstaltung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Es verlieh ihr einen nahezu "familiär-freundschaftlich" zu nennenden und damit mehr als passenden Rahmen.

Für 19.30 h war der Aufmarsch des "Jubilars", namentlich der Freiwilligen Bürgerwehr Zell, vorgesehen. Doch was sind fünfzehn oder zwanzig Minuten Verzögerung im Vergleich zu anderthalb Jahrhunderten, wenn man einem ebenso pracht- wie liebevoll geschmückten Festzelt dadurch ein wenig mehr Zeit geben kann sich zu füllen – am Ende einer langen Arbeitswoche und am Anfang eines außergewöhnlichen Wochenendes?

Zwar gab es auch dann noch einige freie Bänke. Um so emotionaler jedoch war der Moment für viele der Anwesenden, als Spielmannszug, Trachtenfrauen und die Zeller Wehr selbst unter den von Tambourmajor Steffen Kunz dirigierten Klängen ins Zelt einmarschierten. Mit dem von Hauptmann Paul Gutmann gegebenen Kommando "Sektion schwenk links!" nahmen sie einschließlich der Bürgerinnen in kerzengerader Linie Aufstellung - im Mittelgang und vor dem Hintergrund des Bühnenbildes.

Aufmarsch
(Noch) kein Festzeltgedränge und daher würdiger Ehrungsrahmen: Die Freiwillige Bürgerwehr Zell hatte bei ihrem festeröffnenden Aufmarsch Raum zur Entfaltung.

Dieses zeigte das Weitwinkel-Panorama des Kanzleiplatzes und bildete eine ebenso imposante wie heimelige Kulisse für das weitere Geschehen. So auch für die Eröffnungsrede von Oberst Bernhard Lehmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Freiwilligen Bürgerwehr Zell und gleichzeitigen Landeskommandanten der Bürgerwehren und Milizen Baden-Südhessen.

Der Wert von Freundschaft

Unter den allerersten Gästen konnte er eine "Busladung" Frauensteiner begrüßen: die "Privilegierte Schützengesellschaft zu Frauenstein 1958 e.V." Begleitet wurde sie vom Frauensteiner Bürgermeister Reiner Hentschel, Ortsvorsteher Peter Ranft, sowie Altbürgermeister Peter Heinrich. Letzterer hatte die Städtepartnerschaft zwischen Zell a.H. und Frauenstein vor 20 Jahren mitbegründet.

Jürgen Fritsche wiederum, der Vorstandsvorsitzende der Frauensteiner Schützengesellschaft, bedankte sich für die Einladung und hoffte auf eine "noch lange freundschaftliche Beziehung" der beiden Traditionsvereine. Gemeinsam mit Schatzmeister Dieter Griesbach überreichte er als ganz besonderes Traditionsgeschenk eine Ehrenscheibe der Schützengesellschaft, von der Frauensteiner Malerin Karin Kempe gestaltet. Das Strahlen allerdings, das Jürgen Fritsche dabei an den Tag legte, hatte einen weiteren Grund. Und der war an eben jenem Freitag, dem dreizehnten, geboren. Ein Glücksbringer also, der ihn - erstmals - zum frisch gebackenen Opa gemacht hatte.


Ehrenscheibe
Vorsitzender Jürgen Fritsche (v.l.) überreicht die eigens gestaltete Ehrenscheibe der "Privilegierten Schützengesellschaft zu Frauenstein 1958 e.V." an den Vorsitzenden der Freiwilligen Bürgerwehr Zell, Bernhard Lehmann. Der Frauensteiner Schatzmeister Dieter Griesbach und der stellvertretende Zeller Vorsitzende Gutmann "bezeugen" das Geschehen.

Schulterschluss von 'Gestern' und 'Heute'

Dieser Umstand schlug inhaltlich eine unvermutete Brücke zu Bernhard Lehmanns eingangs geäußerten Worten. Denn: Auf stolze zehn im Rahmen der Eröffnungsfeier vorzunehmende Ehrungen hatte der Vorsitzende der Zeller Bürgerwehr gleich zu Anfang hingewiesen. Hatte dies einerseits als einen Ausdruck der Verbundenheit der betreffenden Vereinsmitglieder gewertet – Verbundenheit zur Heimat und deren Traditionen. Andererseits jedoch betonte Bernhard Lehmann die Notwendigkeit für die Bürgerwehr, sich um ihres eigenen Überlebens willens der Jugend mit ihren Belangen und Bedürfnissen zu öffnen: "Die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft muss begehbar sein, dann werden wir Erfolg haben."

Bürgermeister Hans-Martin Moll dankte daraufhin all jenen, die "Brauchtum so engagiert und liebevoll" pflegen. Zudem brachte er seine Freude darüber zum Ausdruck, "dass die Stadt Zell Gastgeber des Landestreffens sein kann" und die Bürgerwehr bei der Ausrichtung des Festes unterstützen darf. Mit einem gelungenen Fassanstich gab er den Startschuss zum Feiern - und zum weiteren Verlauf der Festlichkeiten.

Fassanstich
Bürgermeister Hans-Martin Moll in voller Aktion: Mit dem Sprühen des Fassanstichs ist das große Feiern endgültig eröffnet.


Aktive Mitglieder anlässlich 150-Jahr-Jubiläum geehrt

Trachtenträgerinnen und Bürgerwehr-Kameraden nahmen bei Eröffnungsfeier Auszeichnungen entgegen / Zwei Ehrenmitgliedschaften

Zell a.H. (bia). Bewusst in die Auftaktveranstaltung zum Landestreffen eingebunden sah sich die Auszeichnung verdienter aktiver Zeller Bürgerwehr-Mitglieder durch den Landesverband der Bürgerwehren und Milizen Baden-Südhessen. Denn "die großartige Kulisse umrahmt das Ganze in beeindruckender Weise", so Oberst Bernhard Lehmann.

Als Vorstandsvorsitzender der Freiwilligen Bürgerwehr Zell - und gemeinsam mit Stellvertreter Hauptmann Paul Gutmann - überreichte er für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft Trachtenfrau Inge Marx eine Ehrenbrosche in silber. Das silberne Treuedienst-Ehrenabzeichen für die gleiche Zeitspanne nahm Oberleutnant Walter Kuderer entgegen – als Kurier tätig und für die Waffeninspektion zuständig.

Überdies waren 1972 insgesamt sechs Mitglieder in die Bürgerwehr eingetreten und konnten daher nun für vier Jahrzehnte aktiver Mitgliedschaft geehrt werden. So erhielt Trachtenfrau Ursula Damm die Ehrenbrosche in Gold, während das Treuedienst-Ehrenzeichen in Gold an folgende Bürgerwehrkameraden ging: Rittmeister Franz Willmann, stellvertretender Rittmeister Hubert Hansmann, Fahnenbegleiter Peter Mischnick, Gewehrträger Martin Alender, Gewehrträger Walter Kunz.

Ehrungen
"Prachtvolles Bühnenbild": Hauptmann Paul Gutmann (v.l.) neben den für 25 und 40 Jahre aktive Mitgliedschaft Geehrten: Franz Willmann, Ursula Damm, Hubert Hansmann, Peter Mischnick, Martin Alender, Walter Kunz, Inge Marx, Walter Kuderer.

Des weiteren erfüllten zwei Trachtenfrauen alle durch die Satzung vorgegebenen Regularien und wurden daher als Dank für ihre langjährige und außergewöhnliche Mitgliedschaft im Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt:

"Dein Engagement für unsere Wehr, gemeinsam mit deinem Mann Gert, ist enorm", würdige Vorsitzender Lehmann zum einen Angelika Münchbach für ihre Beteiligung bei Arbeitseinsätzen, Auftritten und Repräsentationen. 2011 hatte sie die Ehrenbrosche in silber erhalten.

Das zweite neue Ehrenmitglied ist Marianne Lehmann. Früher Kirnbacher Bollenhutträgerin und bereits im Jahr 2000 für 25jährige aktive Mitgliedschaft geehrt, war auch sie einst gemeinsam mit ihrem Mann der Freiwilligen Bürgerwehr Zell beigetreten. "Es war sicher nicht immer leicht, Geschäft und Verein zu koordinieren, doch wir können auf dich zählen", dankte Vorsitzender Bernhard Lehmann ihrem Engagement in der Formation der Trachtengruppe.

Ehrenmitglieder
Vorstand Bernhard Lehmann (links) und Stellvertreter Paul Gutmann ernannten Marianne Lehmann und Angelika Münchbach zu Ehrenmitgliedern.